Lernen unter freiem Himmel

Viele Beteiligte haben an einem Strang gezogen, um das Klassenzimmer im Grünen zu ermöglichen, darunter Direktor Hartmut Westje-Bachmann (Dritter von links) und Verbandsvorsitzender Heiko Genthner (rechts daneben). (rol)

Das Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasium besitzt seit kurzem ein Klassenzimmer im Grünen. Wenn es im Frühjahr wärmer wird, soll dort tatsächlich Unterricht stattfinden.

Noch ist der Boden etwas matschig. Noch erkennt man die Spuren, die die schweren Maschinen in den vergangenen Wochen hinterlassen haben. Doch das wird sich ändern, spätestens mit dem Einsetzen der Vegetation im nächsten Frühjahr. Dann soll Gras wachsen zwischen den Bänken und Tischen, die seit kurzem hinter der Sporthalle des Königsbacher Bildungszentrums stehen. Mit Unterstützung des Fördervereins, der Volksbank pur und dem Schulträger hat das Lise-Meitner-Gymnasium (LMG) dort ein Klassenzimmer im Grünen eingerichtet: einen Ort, der der gesamten Schulgemeinschaft zugutekommen soll, sowohl Schülern als auch Lehrern und Eltern. „So etwas kann man nur im Zusammenwirken schaffen“, sagt Hartmut Westje-Bachmann. Der Direktor sieht in dem Projekt „eine schöne Aufwertung für unseren ohnehin schon attraktiven Schulhof“ und ein starkes Signal. Erst recht in Zeiten, in denen es auch mit Blick auf die finanzielle Lage oft heiße, man könne sowieso nichts bewirken. Nicht nur Westje-Bachmann ist fest überzeugt, dass das grüne Klassenzimmer spätestens dann gut angenommen wird, wenn es draußen wieder wärmer ist.

Sein Stellvertreter Marc Rudolf verweist auf eine ganze Reihe verschiedener Nutzungsmöglichkeiten: für den Unterricht, zum Erledigen von Hausgaben, zum Lernen und zum Verbringen der Pausen. Insgesamt haben im grünen Klassenzimmer rund 50 Menschen Platz, acht an jedem der sechs ovalen Tische, die laut Rudolf bewusst aufgelockert und organisch angeordnet sind. Einige stehen unter Schatten spendenden Bäumen, andere in der Sonne. Alle haben ein massives, Hunderte Kilogramm schweres Betonfundament und Sitzflächen aus Holz. Rudolf glaubt, dass im grünen Klassenzimmer viel möglich ist, was im Schulgebäude nicht gehen würde. Wollen Lehrer ihren Unterricht dorthin verlagern, können sie künftig über ein Computerprogramm eine Buchung vornehmen. Bisher hat Rudolf nur positive Rückmeldungen erhalten, sowohl von Schülern als auch von Lehrern. Der Konrektor hat den Eindruck, dass sich das grüne Klassenzimmer gut ins Gelände einfügt. Am Rand des Schulgeländes zwischen sanften Hügeln gelegen, bietet es eine ruhige Umgebung, ohne komplett aus dem Blickfeld zu verschwinden: Von den Gebäuden des Bildungszentrums aus ist der Ort gut einsehbar, dank Straßenlampen auch nach Einbruch der Dunkelheit. Rudolf berichtet, dass alles reibungslos geklappt hat: sowohl mit den beteiligten Fachfirmen als auch mit dem Zweckverband, über den die Gemeinden Königsbach-Stein, Eisingen, Ispringen und Kämpfelbach das Bildungszentrum tragen.

Der Förderverein trug nicht nur den Großteil der Kosten, sondern lieferte auch den Startschuss, zumindest indirekt, indem er der Schulleitung signalisierte, ein größeres Projekt finanzieren zu können. Damit es möglichst vielen zugutekommt, starte man eine Umfrage unter den Schülern und den Lehrern – mit dem Ergebnis, dass in beiden Gruppen das grüne Klassenzimmer der eindeutige Favorit war. Neben dem Förderverein haben auch der Schulträger und die Volksbank pur zur Finanzierung beigetragen. „Solche Projekte unterstützen wir gern“, sagt der Kundendirektor der Region Pforzheim Enz, Ulf Lauche. Verbandsvorsitzender Heiko Genthner spricht von einem guten Miteinander und lobt das Engagement aller Beteiligten. Für den Schulverband war es der entscheidende Grund, sich an dem Projekt finanziell zu beteiligen, obwohl alle Mitgliedsgemeinden vor großen Herausforderungen stehen und Wünschenswertes konsequent von Notwendigem trennen müssen. – Nico Roller