Mit Konzentration zum Sieg

An diesem Tisch sitzen sich zwei Mannschaften des Königsbacher Gymnasiums gegenüber. Die Schüler spielen auf hohem Niveau und denken vor jedem Zug genau nach.

Mehr als 130 Schüler aus Pforzheim und dem Enzkreis haben sich beim Schulschachturnier in Königsbach gemessen. Warum ist Schach bei Kindern und Jugendlichen so beliebt?

Früher, als die Uhren noch mechanisch funktioniert haben, war ihr leises, monotones Ticken das einzige, was man in den Klassenzimmern gehört hat. Doch seitdem sie rein elektronisch laufen und die Zeit digital anzeigen, ist es komplett still, wenn sich die Schüler immer zu zweit gegenüber sitzen: die Augen auf die Figuren und die Bretter gerichtet, die vor ihnen auf dem Tisch stehen. Bei der Schulschachmeisterschaft am Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasium (LMG) herrscht höchste Konzentration. 29 Mannschaften sind dieses Mal dabei gewesen, jede mit mindestens vier Spielern. Macht unterm Strich mehr als 130 Kinder und Jugendliche – und damit deutlich mehr als im Vorjahr. „Wir knüpfen wieder an die Zeit vor Corona an“, sagt Michael Ruf, der als Lehrer am Königsbacher Gymnasium unter anderem Mathematik unterrichtet und das Schulschachturnier mit tatkräftiger Unterstützung des Ersinger Schachclubs federführend organisiert hat.

Er freut sich über das große Interesse über nahezu alle Schularten und Altersklassen hinweg: Die jüngsten Teilnehmer gehen in die erste Klasse, die Ältesten machen bald ihr Abitur. Sie kommen von Schulen aus Pforzheim und dem gesamten Enzkreis. Nachdem sie im Vorjahr nur sehr schwach vertreten waren, haben sich dieses Mal auch wieder viele Grundschulen angemeldet. Ruf hat den Eindruck, dass Schach unter Kinder und Jugendlichen sehr beliebt ist, dass es gewissermaßen im Trend liegt. Der Lehrer berichtet, dass er am Königsbacher Gymnasium in den Pausen immer wieder von Schülern gefragt wird, ob sie bei ihm ein Schachbrett und Figuren ausleihen können. Auch an der Schach-Arbeitsgemeinschaft, die er in Königsbach zusammen mit einigen Oberstufenschülern leitet, besteht ein großes Interesse: Aktuell sind rund 35 Kinder und Jugendliche dabei, davon allein rund 20 Fünftklässler, die zu Beginn des Schuljahres im Herbst von sich aus neu dazugekommen sind.

Einmal pro Woche treffen sie sich nach dem Ende des Unterrichts in ihrer Freizeit für eine Schulstunde, um zu trainieren und voneinander zu lernen. Wobei Ruf erzählt, dass viele freiwillig länger bleiben und manchmal gar nicht mehr gehen wollen. Warum Schach beim Nachwuchs so beliebt ist, weiß der Lehrer nicht. Aber er könnte sich vorstellen, dass es an aufwendig produzierten Serien wie „Damengambit“ liegt. Oder an dem Umstand, dass es an der Weltspitze inzwischen viele junge Spieler wie den gerade einmal 19-jährigen Vincent Keymer gibt, die medial sehr präsent sind. In der Region sieht Ruf einen Erfolgsgaranten auch in der starken Schacharbeit, die nicht nur an vielen Schulen, sondern auch von engagierten Ehrenamtlichen in Vereinen geleistet wird. Ruf ist überzeugt, dass Schach den Schülern etwas bringt, dass es sich positiv auf Konzentrationsfähigkeit, Disziplin und Leistungsbereitschaft auswirkt.

Gleichzeitig sieht er eine soziale Komponente, weil man lernen muss, mit Niederlagen umzugehen. Beim Schulschachturnier in Königsbach steht Fairness an erster Stelle. In neun nach Alter und Schulform aufgeteilte Wettkampfklassen treten die Teilnehmer gegeneinander an. Die Sieger qualifizieren sich für die Nordbadische Meisterschaft, die am 29. Februar und 1. März stattfindet. Sieger sind: Wettkampfklasse 1 (Jahrgang 2003 und jünger): Hebel-Gymnasium Pforzheim, Wettkampfklasse 2 (2006 bis 2008): LMG Königsbach, Wettkampfklasse 3 (2009/2010): LMG Königsbach, Wettkampfklasse 4 (2011/2012): LMG Königsbach, Wettkampfklasse 5 (Fünftklässler): LMG Königsbach, Realschulen: Freie Schule Diefenbach, Mädchen: LMG Königsbach, Grundschulen: Grundschule Kämpfelbach, Grundschule Mädchen: Friedrich-Weinbrenner-Schule Neulingen. – Nico Roller